Es gibt Reis!

18.03.2013 – Wer noch immer glaubt, dass das Angebot von der Nachfrage bestimmt wird, sollte sich gelegentlich vielleicht in die Warteliste für Exponate im lokalen prähistorischen Museum einreihen lassen: Im normalen Leben wird das Angebot bestenfalls zum Teil von der Nachfrage bestimmt, primär allerdings folgt es der Leistungsfähigkeit des Anbieters.

Liebe geht durch den Markt

So muss zum Beispiel ein hoffnungsfroher Galan üblicherweise darauf hoffen, dass er die Dame seines Herzens mit seinen Kochkünsten überzeugen kann, wenn er sie zum Essen nach Hause eingeladen hat. Mit etwas Glück lassen sich dann Angebot und Nachfrage zur Deckung bringen – nur so entsteht ein Markt.

Wer viel Glück hat, findet so eine Herzdame, die kaum ein Gericht lieber mag als Kochbeutel-Reis mit Soße aus der Tüte. Wer noch mehr Glück hat, stößt vielleicht gar auf ein obskures Objekt seiner Begierde, das die charakterlichen Vorzüge des hoffnungsfrohen Reiskochers über dessen Fähigkeiten zur Zubereitung von Reis-betonten Mahlzeiten zu stellen vermag.

Gesendet wird, was auf den Tisch kommt

Bekanntermaßen ist der Volksmund stets in der Lage, solch komplexe Zusammenhänge auf eine einfache Formel zu bringen. Die lautet in diesem Fall: „Gegessen wird, was auf den Tisch kommt.“

Obwohl wir wahrscheinlich alle mit solchen Lebensregeln groß geworden sind, finden wir regelmäßig gute Gründe, uns über die Weisheiten unserer Mütter und Großmütter aufzuregen: Was würden Sie beispielsweise von einem E-Mail-Provider denken, der sein Geschäft nach dieser Faustregel betreibt?

lebenslauf.zip

Weit hergeholt? Keinesfalls: Tatsächlich gibt es Mail Provider, bei denen nur das gegessen werden kann, was die Anbieter auf den Tisch zu bringen in der Lage sind.

Wie neulich schon angemerkt, ist es dieser Tage nicht unüblich, Mails mit Anhängen zu versenden, die technische Spezifikationen, Ausschreibungen, dokumentierte Lebensläufe, umfangreiche Bilddateien und so fort enthalten. Dateien, denen allesamt zu eigen ist, dass sie verdammt fett daherkommen – um es mal salopp zu formulieren.

Du kommst hier nicht rein

Solche Anhänge sind für keinesfalls unproblematisch, denn sie belasten die Infrastruktur und verursachen einen bemerkenswerten Backup-Aufwand. So werden immer wieder Größenbeschränkungen für eingehende elektronische Nachrichten eingerichtet: Nachrichten, die diese Beschränkungen überschreiten, werden schlicht und einfach abgeblockt.

So ist es noch immer durchaus denkbar, dass geschäftsrelevante Mails, die – inklusive Anhang – einen Umfang von drei, fünf oder acht Megabyte überschreiten, ihren Adressaten erst gar nicht erreichen – ohne dass dieser das je erfährt: Es darf halt nur das gegessen werden, was der Provider auf den Tisch bringen kann.

Und wenn das eben nur Kochbeutel-Reis mit Soße aus der Tüte ist, dann ist das ebenso.

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